Von Überlingen nach Ludwigshafen (DeTour.2021.8)

Bodensee-Steilufer am Sipplinger Berg - © Christoph Bücheler | MonacoTrail (alle Bilder)

Erste Zugabe, eine echte Sommertour in der Steiluferlandschaft des Überlinger Sees bzw. an der Badischen Riviera. Der Tag wird heiß, so dass die äußeren Bedingungen für einen Spaziergang in dieser Gegend schon einmal stimmen. Wir sind vom gestrigen Ruhetag noch etwas ausgelaugt und sind froh, dass diese Etappe nicht allzu lang ausfällt.

Mit dem Stadtbus sind wir in fünf Minuten am Fährhafen in Wallhausen. Beim Warten auf die Fähre lernen wir ein wenig über das Schifflefahren am Bodensee. Nebenan wird eine Motorboot-Mietyacht zu Wasser gelassen. Sie wird mit/vom Trailer über die Straße von irgendwo ganz anders am See herangekarrt und dann am Wunschort „geslippt“. Dann hievt man Kühlboxen und die eigenen schweren Leiber an Bord, wirft den Motor an und dröhnt auf den See hinaus. Wie wir später sehen werden meist nur, um nicht weit vom Ufer einen sonnigen Ankerplatz einzunehmen, der idealerweise von möglichst vielen Passanten eingesehen werden kann. Man will ja zeigen, was man (gemietet) hat… – Wir buchen die einfache Fahrt nach Überlingen. Das freut mich jedes Mal, wenn ich mir ein One-Way-Ticket kaufen kann, das ist wie eine Verheißung (oder auch ein Sinnbild des Lebens). In einer Viertelstunde haben wir übergesetzt und laufen im hübschen Überlingen ein. Weil Landesgartenschau ist, herrscht schon am Morgen reger Betrieb. Wir drehen nur eine kurze Runde durch die Innenstadt, die ihr südliches Flair nicht verhehlen kann, vermutlich lebenswert. Eine Weile dürfen wir noch am Seeufer gehen, bis wir die Bezahlschranke der Gartenschau erreichen und dann wieder ins Hinterland ausweichen.

Pfade über den Sipplinger Berg

Der Überlinger See ist geprägt von Steilufern, die aus den verschiedenen Molasse-Schichten herausgeschürft wurden, jüngeren und recht weichen Sedimentgesteinen aus dem Tertiär, die vom späteren Vergletschern und Abschmelzen überformt wurden. Die Tour handelt hauptsächlich von der Überschreitung des Sipplinger Berges, einer besonders prägnanten Molasseformation, wo wir an verschiedenen Stellen den geologischen Besonderheiten dieser Landschaft begegnen. Das geht schon los beim Verlassen von Überlingen, wo der Wanderweg (HW9) durch den Hödinger Schluchtweg führt, einem schluchtartigen Hohlweg, der seit dem Mittelalter aus dem weichen Sandstein herausgearbeitet wurde. Da wird es selbst am sonnigsten Tag richtig finster und man sieht kaum, wer einem entgegenkommt. Nach der Querung der B 31 steigen wir kurz durch die Weinberge, wo schlagartig Bilder aus dem Wallis vor vier Jahren lebendig werden. Oberhalb befindet sich die Gletschermühle, eine nahezu kreisrunde Ausschürfung aus der Molasse aus der Eiszeit, eine der größten ihrer Art (Geotop, Naturdenkmal).

Auf dem Waldpfad umgehen wir den südlichen Ortsteil von Hödingen (durch den Ort wäre kürzer und einfacher gewesen), einzelne Sichtfenster nach Sipplingen und über den Überlinger See. Nach dem Ort durchwandern wir den Hödinger Tobel, wieder so eine kleine, wenig tiefe aber sehr schattige Schlucht, wie sie hier häufig in den weichen Gesteinsschichten vorkommen – ähnlich der Katharinenschlucht am gegenüberliegenden Seeufer. Vor dem Aufstieg zum Sipplinger Berg finden wir einen schattigen Rastplatz mit gerahmtem Blick in Richtung Konstanz und Mainau. Es bleibt dunstig mit eingeschränkter Fernsicht, so dass wir beschließen, eine kühlere Waldpassage dem Aussichtspunkt auf dem Berg vorzuziehen, so gehen wir fast eben weiter zum Haldenhof. Dort ist man als Fußreisender ziemlich fehl am Platz, alle Plätze sind schon belegt von Leuten, die ihr Fossilmobil auf dem Parkplatz nebenan abgestellt haben – schnell weiter.

Abstieg nach Sipplingen auf dem Geologischen Lehrpfad, der sehr informativ gestaltet ist. Die Geologie der Molasse ist etwas kompliziert, wenn man sich die Zeit nimmt, kann man sie hier ganz gut verstehen lernen, konkrete Einblicke in die Gesteinsaufschlüsse eingeschlossen. Zügig sind wir zum Ortsrand hinuntergestiegen und gehen dann über dem Steilufer mit immer wieder schönen Ausblicken nach Ludwigshafen. Dort tobt am Ufer das Badeleben. Wir erfrischen uns zunächst nur innerlich. Die Wartezeit auf den Bus, der uns über Stockach nach Tuttlingen bringt, überbrücken wir in der sehr freundlichen Weinbar am Bahnhof. Dort ist es ruhig – aber wirklich mediterran. Der Abend in Tuttlingen verläuft dann unterhaltsam schwäbisch-bayerisch-sizilianisch bei Pizza und Craftbeer, das taugt uns.

 

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