Von Mühlheim nach Spaichingen (DeTour.2021.9)

Alter Berg bei Böttingen - © Christoph Bücheler | MonacoTrail (alle Bilder)

Der "Donauberglandweg" ist Wanderroute im Naturpark "Obere Donau", die die schönsten Stellen im Donautal mit den höchsten Erhebungen der Schwäbischen Alb verbindet. Er dient der touristischen Belebung der Region und rühmt sich, mehrfach von der Europäischen Wanderorganisation ERA als „Leading Quality Trail – Best of Europe“ ausgezeichnet worden zu sein, zuletzt 2018. Ein Premiumwanderweg also, dessen Qualität wir gerne prüfen auf seiner 2. Etappe zwischen Mühlheim und Spaichingen.

Der Bus bringt uns aus Tuttlingen zum Bahnhof Mühlheim, nach wenigen Schritten in der Siedlung erreichen wir den schmalen Pfad ins Lippachtal. Es wird wieder ein heißer Tag, doch dieser Pfad an der Ostseite des Tals liegt meist noch im tiefen Schatten (auf der Westseite verläuft eine wenig befahrene Landstraße), gute Streckenwahl also. Bald will uns ein Hinweisschild auf eine Umleitung höher am Hang lenken, kann man ruhig ignorieren. Es gab hier vor nicht langer Zeit größeren Windbruch im Wald, das Schadholz ist aber beseitigt und der Pfad durchgehend begehbar. Er ist auch ein "Vogel- und Nistkastenlehrpfad" mit Anregungen für die Belebung des heimischen Gartens (sofern vorhanden). An offenen Stellen finden sich sehr artenreiche Magerwiesen, die in letzter Sommerblüte stehen, dort geht es für uns etwas langsamer voran. Dennoch erreichen wir die Ausflugsgaststätte Lippachmühle bereits wenige Minuten, nachdem sie geöffnet hat. Alle Plätze im Hof sind bereits reserviert! Der Parkplatz füllt sich schnell, die Bedienungen haben zu rennen. Heute bleibt uns ein schattiges Plätzchen etwas im Abseits, ideal für die kurze Erfrischung.

Auf die Alb

Anschließend windet sich der Pfad eine kleine Weile recht steil hinauf auf die Albhochfläche beim "Glatten Fels", dessen Weißjura-Wand wir vom Tal aus schon gesehen hatten. Nach einer längeren ruhigen Passage im Buchenwald, liegt rechterhand der Allenspacher Hof, ein altes Gehöft, das heute ein kirchliches Freizeithaus ist. Leider lese ich erst hinterher, dass im Hof eine alte Sommerlinde steht, die 1450 gepflanzt wurde, der älteste Baum im ganzen Landkreis. Beim Schäferbrunnen erreichen wir das Schäfertal, wie das obere Lippachtal heißt, verlassen es aber bald wieder und wandern, zuletzt durch heideartiges, mit einzelnen Kiefern und Wacholdern durchsetztes offenes Gelände hinauf zum Alten Berg (980 m). In der Wärme verströmen die Kiefern ihren Harzgeruch, weiter unten am Hang zieht eine Schafherde durch, das wirkt kurzzeitig sehr südlich. Die hundertjährige Kapelle interessiert uns nicht weiter, die Aussicht hätte überragend sein können, wie die Panoramatafel ausweist. Über den Kreuzweg steigen wir in Richtung Böttingen ab, dort verläuft der markierte Weg erst umständlich an der Straße und am Ortsrand entlang, um dann doch in den Ort hinein zu führen. Und dann "hat der Spaß ein Loch", wie man in München sagt.

Auf dem Spaichinger Weg aus Böttingen hinaus werden wir zunächst durch das kleine Ortsrandgewerbegebiet geschickt, wo ein paar CNC-Hidden-Champions o.ä. beheimatet sind, die sich der Förderung des Donauberglandwegs rühmen und nicht einmal eine ordentliche landschaftliche Einbindung ihres Areals hinbekommen. Dann geht es auf dem Asphaltweg durch die offene Feldflur, die erfüllt ist von den eigenartigen Geräuschen des Flugbetriebs am nahen Klippeneck. Selbst später im Wald brennt jetzt die Sonne in die Wegschneise hinein und wir bekommen das Gefühl, dass diese Wanderung jetzt wohl an ihr Ende kommt, da ist nicht mehr viel zu erwarten. Am Dreifaltigkeitsberg trinken wir noch ein Weißbier mitten im Geschnatter ausgeflogener Rentnerinnen, dann steigen wir den steilen, gut ausgebauten Kreuzweg hinunter nach Spaichingen. Fazit zum Premiumweg: bis Böttingen eine ganz schöne Route, die ihre Qualitäten vermutlich erst im Oktober so richtig beweist, wenn der Wald sich färbt und der Föhn am Alten Berg die Aussicht freimacht. Leading Quality? Wir hatten schon spannendere Strecken, ohne Premiumlabel.

 

Der SEV-Bus bringt uns nach Rottweil, dort beschließen wir die Tour genüsslich in der besten Tapas-Bar der wirklich schönen Altstadt. Am nächsten Tag nimmt der ICE nach München wegen Bauarbeiten auf der Strecke nach Ulm eine Ausweichroute über die Ostalb und fährt dabei freundlicherweise die vier ersten Tagesetappen unserer letztjährigen Sommerwanderung ab, nette Geste der Bahn. - Das war sie also, unsere diesjährige sommerliche Fußreise auf Querwegen im Südwesten. Alle Touren im Überblick gibt's auch in der Komoot-Collection.

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