Von Freiburg nach Himmelreich (DeTour.2021.1)

Am Freiburger Schlossberg - © Christoph Bücheler | MonacoTrail (alle Fotos)

Erste Etappe der diesjährigen Sommer-Fußreise durchs Hinterland, diesmal auf dem Querweg von Freiburg nach Konstanz, durch den Schwarzwald zum Bodensee. 

Die Route des ersten Tages führt uns zunächst über waldige Höhen aus der Stadt hinaus ins Dreisamtal, später durch die Tallandschaft bis zum Bahnhof im Himmelreich vor dem Höllental. Ein Auftakt gerade recht zum Eingehen.

Am Vortag reisen wir an, ganz zufällig habe ich noch einen Online-Rechner gefunden, der für dezidierte Reiserouten Emissionen und Energieverbrauch nach Verkehrsmitteln vergleicht - habe ich doch gleich mal rechnen lassen. Unsere Entscheidung für die Bahn war offensichtlich richtig: nicht langsamer und soooo viel verträglicher. Darauf ein Gläschen vom Tuniberg-Winzer auf dem abendlichen Weinfest am Münsterplatz, wo es leider sehr kühl und zugig war, so gar nicht freiburgerisch. Beim Bummel durch die Stadt lesen wir in einem der Schaufenster der vielen kleinen Läden: "dem rauschen lauschen" - auch ein geeignetes Motto für die nächsten Tage, wie sich noch zeigen wird.

Wir beginnen die Tour gleich mit einer Variante (offiziell beginnt der Westweg am Schwabentor), steigen den Westhang des Schlossbergs hinauf, mit schönen Ausblicken auf die Altstadt. Auch lockt, trotz nur mäßiger Fernsicht, der Schlossbergturm. Schönes Beispiel dafür, was man im wirklichen Leben mit Geradenschar, Ringen und Spiralen so anstellen kann (meint jemand mit mathematischer Denkstruktur, womit sie recht hat). Viele Pfade führen durch das Gelände der ausgedehnten ehem. Vauban-Festung, laden zu eingehenderer Erkundung ein, doch wir wollen ja hinaus in den Wald.

Nach einem kurzen Abstieg erreichen wir den Querweg mit der langen Hangtraverse nach St. Ottilien. Hier ist unbedingt darauf zu achten, dass man kurz nach dem Hirzberg den Abzweig des Fußpfades vom Fahrweg nicht verpasst, der ist an entscheidender Stelle leider nicht beschildert. Ansonsten wird es ein ermüdender Hatsch, was andere Wanderer zu deren Verdruss erfahren mussten. Der Fußpfad dagegen windet sich parallel zum Fahrweg als weicher Pfad durch den Hangwald: ein Genuss. Von fern tönt sommerliches Gekreische der Kinder im Freibad im Tal. Die beliebte Ausflugsgaststätte in St. Ottilien hat leider noch geschlossen, als wir vorbeikommen, dennoch füllen sich bereits die Plätze im Biergarten.

Wir gehen noch eine Weile weiter und rasten dann bei der St. Wendelinskapelle, zugleich dem höchsten Punkt heute. Gute Entscheidung, denn fortan verliert der Weg deutlich an Attraktivität, erst Forstweg, später viel Straße. Bis Stegen geht es immer am nördlichen Talrand entlang, 1934 mag das noch ein staubiger Schotterweg gewesen sein, heute dominiert harter Asphalt. Erst südlich des Ortes, entlang des Wagensteigbaches folgt wieder ein freundlicherer Abschnitt mit schönen Ausblicken über die Felder zu den Waldbergen um uns herum. Doch jetzt zieht auch der Regen herein und wir eilen Himmelreich entgegen. Um dort hin zu gelangen, müssen wir den Querweg wieder eine Weile verlassen. Entgegen der Kartenaussage ist der Durchgang am Jockelshof ausdrücklich unerwünscht, also weichen wir auf einen verwucherten Feldrain aus, nicht nachahmenswert. (Später lese ich, dass solche Schilder außerhalb geschlossener Ortschaften keine Relevanz haben, wenn sie nicht stichhaltig begründet sind oder von einem verschlossenen Tor begleitet werden, das gilt wenigstens für Bayern.)

Das Hofgut Himmelreich ist eines der ersten inklusiven Gastronomieunternehmen in Deutschland und betreibt ein Hotel mit Restaurant, den Bahnhof und die Akademie Himmelreich: ein guter Ort mit vorzüglichem Essen, aufmerksamem Service und sehr schönen Zimmern unter dem großen alten Dach. Dass die verkehrsreiche B 31 direkt am Haus vorbeiführt und nicht zu überhören ist, vergisst man dann doch irgendwie recht schnell. Dicke Empfehlung.

 

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