Wir nehmen wieder einmal einen Nebenweg, eine Hintertür um Val Piora zu verlassen und in die Leventina abzusteigen. Vom Stausee Ritom, der touristischen Hauptattraktion der Gegend, bekommen wir dabei nur einen winzigen Zipfel zu sehen, dafür genießen wir die weite Aussicht zum Gotthard- und Nufenenpass.

Unser Pfad ist schmal und zieht auf und ab über die teils sandig-weichen Wiesenhänge mit sog. "Piora-Kreide", erst zum abseitigen Lago di Tom, dann hinauf zur Bocchetta del Camoghè (2.242 m), dem Passübergang nach Airolo. Ein ganz neuer Ausblick öffnet sich: von Airolo mit der Gotthardstraße ins Val Bedretto zum Nufenenpass mit Blinnenhorn und Griesgletscher, die Berge der Cristallina-Gruppe. Aber vor allem die Gotthardpassstraße: so weit sind wir also jetzt gekommen, zu Fuß, in 43 Etappen bisher. Zeit für eine gemütliche Rast in der Wiese, um den Blick schweifen zu lassen und den Gedanken ein wenig nachzuhängen.

Der Rest ist Abstieg: durch das etwas unwegsame Gelände der verlottert anmutenden Alpe di Lago, teils weglos, es ist etwas Orientierungssinn gefragt. Dann in vielen Windungen durch den Hangwald im Val Canario, vorbei an kleinen Gehöften und durch enge Waldweiden. Vor Madrano verlieren wir etwas die Spur und schlagen uns durchs Gebüsch. Was von der Bocchetta aus schon zu ahnen war: in Airolo bündelt sich alles, war irgendwie mit Verkehr und Transport zu tun hat, Bahn, Straßen, Leitungen. Der Ort erscheint als reine Infrastruktur, entsprechend gut kann man sich versorgen. Aber die besten Zeiten, als man vom Verkehr gut leben konnte, sind vorbei und werden wohl nicht wiederkommen, unser Hotel ist ein beredtes Abbild davon.

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Schlechtwettervariante: Hauptweg über Alpe Ritom, Piora/Diga, Valle di Sopra, Altanca/Foss, Brugnasco, Madrano - oder alternativ ins Tal mit der Bergbahn ab Priora Stazione.

Die Fortsetzung der Tour zur Cristallina-Hütte und ins Val Maggia hat sich im Nachhinein als "Exkurs" oder Nebenast entpuppt, weil wir dann doch nicht, wie damals noch geplant, auf die GTA durch Piemont eingeschwenkt, sondern in Richtung Wallis weitergewandert sind (s. MT 8.1). Dennoch ist dieser Exkurs absolut empfehlenswert, insbesondere die ersten drei Tage mit der Route über den Cristallina-Pass und durch Val Bavona bis nach Cavergno oder Cevio im Maggia-Tal.