Trun ist ein guter Ort, um sich auf eine Wanderung durch die Bündner und Tessiner Berge einzustimmen. Schon die Anfahrt mit der Rhätischen Bahn von Chur aus durch die Rheinschlucht ist ein Genuss. Unter einem Ahorn soll 1424 in Trun der "Graue Bund" (ligia grischa), ein Zusammenschluss der Gemeinden der Surselva, gegründet worden sein, eine der Keimzellen Graubündens.

"A Trun sut igl Ischi" (Zu Trun beim Ahorn) heißt die Hymne der Sursilvaner aus dem Jahr 1684, worin sie die Väter des Grauen Bundes besingen, den diese unter eben diesem Baum in Trun beschworen hatten. Der 600-jährige Ahorn wurde 1870 bei einem Sturm umgeworfen und durch einen Sämling des Originalbaumes ersetzt. Im Heimatmuseum Cuort Ligia Grischa, dem ehemaligen Versammlungs- und Gerichtsort des Grauen Bundes, ist mehr zu erfahren.

Zwei bedeutende Künstler stammen aus dem Ort: der Zeichner und Kinderbuchautor Alois Carigiet ("Schellen-Ursli"), von dem man am Kirchplatz, wo sein Geburtshaus steht, an einigen Hauswänden Fresken finden kann. Im Heimatmuseum gibt es einen Alois-Carigiet-Raum mit Originalzeichnungen. Und an der Schule in Trun hat er einen bekannten rätoromanischen Vers illustriert: Stai si! defenda Romontsch, tiu vegl lungatg! (Wehre dich, verteidige Romane, deine alte Sprache) - in Trun ist das Rätoromanische tatsächlich noch Alltagssprache.

Matias Spescha war ganz der künstlerischen Moderne verpflichtet. 2013 wurde ihm von seinem Geburtsort mit seiner begehbaren Betonplastik "Ogna" ein Denkmal gesetzt. Das minimalistische, auf geometrischen Grundformen basierende Raumkonzept aus halbkreisförmigen Betonwänden, teils abstrakt bemalt, steht in spannendem Wechselverhältnis zur reichhaltigen Berglandschaft ringsum. Der meditative Ort bildet einen schönen Auftakt zum Kunstpfad/Senda d'Art, der weiter rheinaufwärts führt. 60 Exponate verschiedenster Künstler perlschnurartig aufgereiht am Vorderrhein entlang, Arbeiten immer im Dialog mit der Fluß- und Berglandschaft.

Wir erkunden den Kunstpfad, wechseln dann ans südliche Ufer des Rheins, um bis Surrein durch die Aue zu spazieren. Neben einer Sitzbank in der Wiese steht eine wetterfeste Bücherkiste, gut bestückt und bereitgestellt von der örtlichen Bibliothek. Surrein, Rabius oder Sumvitg bieten sich an für die Übernachtung, bevor es losgeht, hinauf in die Berge.

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