Rätoromanisches Kernland: Abschussetappe auf der Senda Sursilvana in die Cadi.

Ein weiterer Tag auf der Senda Sursilvana, auf den Höhen über dem Rheintal, ähnlich dem Vortag und doch ganz anders. Die Landschaft wird kleinteiliger, wir müssen nicht mehr tief eingeschnittene Täler ausgehen, vielmehr reiht sich Dorf an Dorf, oft sind es nur kleine Weiler, in den weiten Wiesenhängen verstreut. Und: wir sind in der Region angekommen, wo das Rätoromanische noch Alltagssprache ist, in der oberen Surselva, der sog. "Cadi", deren historisches Zentrum Disentis/Mustér ist. Der Name leitet sich ab von "Casa Dei", dem Haus Gottes und verweist auf das einst sehr bedeutsame Kloster Disentis. Kirchen und Kapellen sind zahlreich in dieser Gegend, auch entlang unseres Weges.

Auch dieser Tag beginnt mit einem Abstieg, durch Wiesen und Weiden geht es hinunter und hinüber ins Val Carschina, wo wir bei Mulin eine erste für die Gegend typische Häusergruppe passieren. Auf gemütlichem Weg geht es weiter, nun wieder leicht ansteigend, durch die kleinen Ansiedlungen Casu, Dardin, Capaul, Caprè, Capeder nach Schlans, dem nächsten etwas größeren Ort. Noch etwas weiter steigt der Weg an bis zum kleinen Tobel bei Ognas und verläuft dann, meist im Wald, am Hang entlang bis wir das wenig schöne aber nützliche Rückhaltebecken des Ferrerabaches oberhalb Trun erreichen, das den Ort vor größeren Kalamitäten schützen soll. Gleich danach lohnt der kleine Abstecher zur Wallfahrtskirche Maria Licht auf einem kleinen Bergsporn oberhalb von Trun, auf dem Kreuzweg wäre auch der direkte Abstieg in den Ort möglich.

Wir wollen aber noch auf der Höhe bleiben und gehen weiter am Hang entlang, erst im Wald, dann oberhalb Rabius, bei Bardigliun die Senda Sursilvana verlassend, durch schöne Wiesen, wieder immer weiter steigend, bis der kleine Weiler Sogn Benedetg auftaucht, wo uns ein architektonisches Kleinod erwartet, das man aus der Ferne zunächst kaum wahrnimmt, weil es sich zunächst so unauffällig in die Umgebung der sonnenverbrannten Holzhäuser einfügt. Die kleine hölzerne Kapelle des weltbekannten Architekten Peter Zumthor von 1988 besitzt einen tropfenförmigen Grundriss und erinnert an eine Arche. Der Raum ist nur von Oberlichtern erhellt und ganz Konzentration. Draußen schaut man weit in die wunderbare Bergwelt von Val Sumvitg und der oberen Surselva. Ein besonderer Ort und passender Schlusspunkt für eine Tour, die uns in den letzten Tagen durch eine bündner Landschaft geführt hat, wo an vielen Orten Natur und Kultur so wunderbare Verbindungen eingehen, wie man sie sonst selten findet.

Ein letzter kurzer Abstieg nach Sumvitg, vorbei an der Ruine der Vorgängerkapelle von Sogn Benedetg, die durch eine Lawine zerstört wurde. Von Sumvitg aus können wir die Tour in Richtung Greina-Ebene fortsetzen (s. MT 7.1) oder am Bahnhof die Rückreise antreten. Mit der Bahn möglich ist auch noch ein empfehlenswerter Abstecher nach Disentis, dem Hauptort der Cadi.

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