Von der Rabiusa im Safiental über den Berg ins traditionsreiche Valendas über der Vorderrheinschlucht - das ist eine recht lange und fordernde Etappe. Sie fängt gemütlich an, während wir das Safiental abwärts wandern. Doch dann geht es 900 Höhenmeter teils recht steil hinauf bis zum Übergang ins Vorderrheintal am Tenner Chrüz, bevor sich dann noch ein langgedehnter Abstieg nach Valendas anschließt. Bis Brüner Alp folgen wir dabei der Route des regionalen "Walserweg Safiental" (735).

Aus Safien-Platz (1.315 m) hinaus gehen wir zunächst gut 2 km die wenig befahrene Talstraße abwärts bis dann der Fußpfad nach rechts in die Aue der Rabiusa abzweigt (Punkt 1.289 m; angeblich gibt es jetzt einen Fußweg bereits ab Dorfrand Safien). Bis zum Stausee Egschi (1.154 m) wandern wir durch Wald und teils feuchte Wiesen, vorbei an einzelnen Gehöften, immer in der Nähe des Baches, manchmal muss man den Weg etwas suchen. Vor allem im Blick zurück vermittelt das Safiental aus dieser Warte den Eindruck einer fast wilden Berglandschaft.

Dann verlassen wir die Talsohle und machen uns an den steilen Aufstieg durch den Rönggawald nach Tenna (1.650 m), der aber auch immer wieder schöne Ausblicke über das Tal bereithält. Steil am Hang und inmitten von Mähwiesen liegt diese hochgelegene Walsersiedlung. Neuerdings ist sie bekannt geworden durch den weltersten solarbetriebenen Skilift, den die regen Dorfbewohner genossenschaftlich betreiben. Ein altes Kleinod ist die gotische Kirche von ca. 1408 in einmaliger Aussichtslage. Erst 1957 wurden Fresken aus der Bauzeit entdeckt, die den Passionszyklus in mehreren Bildtafeln darstellen, gemalt in einem sog. "Weichen Stil" mit großer bildnerischer Kraft: beeindruckend! Wir verweilen und tanken Kraft für den weiteren Aufstieg durch die Wiesen der Tenner Alp hinauf zum Tenner Chrüz (2.017 m). In früheren Zeiten konnte es vorkommen, dass die Tenner ihre im Winter Verstorbenen über diesen Pass zur Bestattung bis nach Valendas, das rund 900 m tiefer liegt als Tenna, tragen mussten, ein weiter, mühsamer Weg. Wir dürfen die weite Aussicht auf die untere Surselva mit Flims über der Rheinschlucht und in die Glarner Alpen genießen.

Im weiteren Verlauf queren wir zunächst den steilen offenen Hang der "Scala", nicht schwierig, aber sehr wetterausgesetzt. Dann wieder im Schutz von Latschengebüsch nähern wir uns der Brüner Alp. Dort verlassen wir die Hauptroute und zweigen nach links ab in Richtung Brün (1.287 m), ebenfalls ein altes Walserdorf mit teils gut erhaltenen uralten Holzhäusern. Wir kommen nun ins Gelände der Rheinschlucht und steigen durch den Bergwald weiter ab, bis wir bei Carrera auf die Straße treffen (Punkt 814 m). Sie ist wenig befahren, wir können ihr bis nach Valendas hinein folgen. Oder wir wählen noch einmal einen vor dem Tunnel nach links abzweigenden Fußweg, der über die Wiesen von Rasalz ins Dorf führt.

Valendas (809 m) ist ein interessanter Ort mit stattlichen Häusern und Höfen. Heute eher abgelegen, lag es über Jahrhunderte im Schnittpunkt von internationalen Routen durch die Alpen, zwischen Chur, Splügenpass und Lukmanierpass. Im Säumer- und Transportgeschäft erfolgreiche Familien bauten sich stolze Patrizierhäuser, die heute noch stehen, teils in einem Dornröschenschlaf, teils frisch saniert. Auch Valendas hat eine rege Bürgerschaft, die in den letzten Jahren Einiges auf den Weg gebracht hat, um dem Dorf neues Leben einzuhauchen. Und das ist gelungen: der Dorfplatz mit dem größten Holzbrunnen der Welt von 1760, der hübschen Brunnenjungfer mit Florentinerhut und dem neuen Dorfgasthaus im kundig sanierten Engihuus ist jeden Besuch und eine Einkehr wert. Und falls noch Bedarf für einen Abendspaziergang besteht, lohnt sich die kleine Runde zum Aussichtpunkt Alix mit tiefem Einblick in die Rheinschlucht.

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