Bergseen und Gletscherschmelze am Piz Kesch.

Davos ist wieder weit weg und die Region um den Piz Kesch nur aus eigener Kraft zu erreichen. Den Tag lang durchatmen auf einer wunderbaren Wanderetappe: nicht zu lang, niemals schwierig, tolle Landschaft, genügend Zeit, um auch mal länger zu verweilen und die Eindrücke tiefer einsickern zu lassen.

Es geht gemütlich los, in sachter Steigung den Talboden des Chüealptal abschreitend. Beim Grüenseelein quert man den Bach (Pkt. 2204 m), dann zieht der Weg allmählich an, erst noch durch Almgelände, dann immer weiter hinein in die Schuttflächen und Blockfelder vor dem Sertigpass (2739 m), dem bislang höchsten Punkt unserer gesamten Tour. Ein breiter, gut begehbarer Pfad, die Talflanken zu beiden Seiten rücken allmählich immer enger zusammen. Dann stehen wir oben, am Übergang in den rätoromanischen Sprachraum. Vor uns weitet sich die Talmulde des Val Sartiv und der Piz Kesch ist nun die fast greifbare Zielmarke des heutigen Tages.

Nicht weit unten locken die Lai da Ravais-ch zur ausgedehnten Mittagspause, weltvergessene Bergseen zwischen Hochweiden und Wollgraswiesen, hingeduckt vor dem düster wirkenden Hochducan.

Der Rest des Wegs ist ein Spaziergang, erst weiter talauswärts und dann durch die grünen Mattenhänge des Val dal Tschüvel hinüber zur Keschhütte. Von allen Seiten sichtbar besetzt sie einen Hügel vor dem Porchabella-Gletscher. Der Tag ist noch lang und wir können in aller Ruhe das Gletschervorfeld erkunden. Der Gletscher schwindet stark, vielleicht sind seine Jahre schon gezählt. Ungeheure Moränenwülste wurden freigelegt und sind ein Paradies für botanische und geologische Erkundungen.

Die Keschhütte wurde im Jahr 2000 neu gebaut und ist ein Vorreiterprojekt unter den den neuen, am ökologischen Bauen orientierten Bergsteigerhütten. Und der Panoramablick aus dem Gastraum hinüber zum abendlich ausgeleuchten Piz Kesch und hinaus zum Piz Ela ist auch nicht zu verachten.

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