Bummeln über Bergheuwiesen im Walserland.

Ein Gewitter verdüstert die Hütte zur Frühstückszeit und verzögert den Aufbruch. Der Spuk ist bald vorbei und der Föhn bricht sich Bahn. Wir brechen auf in Richtung Sulzfluh-Gipfel, über den Gemschtobel-Steig ist dieser beliebte Kletterberg auch für Wanderer zugänglich. Der starke Föhnsturm hält uns letztlich davon ab, den Aufstieg anzugehen, der Wind pfeift nur so um die Felswände. Wir lassen uns lieber Zeit und erkunden die reichhaltige Pflanzenwelt im Gelände östlich der Carschinahütte oder beobachten die Alpensalamander, die nach dem Morgengewitter reichlich anzutreffen sind. Der anstehende Abstieg zur alten Walsersiedlung Partnun lässt sich anreichern mit einer kleinen Schleife zum malerisch unter den wilden Abhängen der Schijenflue gelegenen Partnunsee, wenn man ab Sulzfluh-Zustieg zunächst in Richtung Tilisunahütte weitergeht.

In Partnun bietet sich eine Einkehr im Berghaus Sulzfluh an, der Rest ist ein langer Spaziergang hinunter nach St. Antönien. Oder eine flotte Abfahrt, wenn man den Bergroller/Trottinett nimmt.

Wir nehmen aber noch einmal ein paar Höhenmeter unter die Füße und steigen den Gegenhang hinauf, um dann über hochgelegene Almweiden und Mähwiesen zum Schollbergmeder zu queren. Aus diesem Blickwinkel lässt sich die von den Walsern zur Perfektion getriebene Bewirtschaftung der Bergwiesen gut erfassen. Bis hoch hinauf werden bis heute große Wiesenflächen gemäht und Heu gewonnen. Viel Bergwald ist diesem Eifer zum Opfer gefallen, schlimme Lawinen waren die Folge. So schützen heute umfangreiche Lawinenverbauungen das Gemeindegebiet von St. Antönien, erst in ihrem Schutz kann sich langsam wieder nachhaltiger Bergwald etablieren. Dennoch beeindruckend, mit welcher Mühe noch immer das Heu eingebracht wird, wenn auch bisweilen jetzt mit Laubbläser-Unterstützung.

Wir werfen nochmal einen Blick auf die Rätikon-Ikonen Sulzfluh und Drusenfluh, sehen noch die Carschinahütte als kleinen Punkt zwischen Almweiden und Felshängen liegen und steigen dann ab nach Dörfli im unteren Gafia-Tal. Bummeln schließlich vollends dem Bachlauf folgend nach St. Antönien. Um die Kirche herum verdichtet sich die typische Walser-Streusiedlung aus vielen Einzelhöfen zu einer Häusergruppe, dem "Platz". Auffällig sind die hangseitigen Bollwerke aus Mauern oder Aufschüttungen, die die Gehöfte vor dem Anprall der Lawinen schützen sollen. Das schlichte spätgotische Kirchlein von 1493 lohnt einen Besuch. Der angenehm proportionierte Kirchenraum mit seiner kargen Einrichtung wurde über die Jahrhunderte erhalten und gepflegt, wirkt selbst wie eine Meditation über das harte Leben der Bergbauern und die Kulturlandschaft, die sie dem Gebirge abgerungen haben.

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Übernachtung: Hotel Rhätia