Paradestrecke quer durchs Rätikon und Abstieg in die Schweiz - das ist ungewöhnlich. Wir verlassen Vorarlberg und wechseln hinüber nach Graubünden.

Von der Hütte gehen wir südwärts und steigen zunächst recht steil durch Latschengebüsch zum Sattel am Gipsköpfle, vorbei an einer großen und tief eingebrochenen Doline im weichen Gipsgestein, wie sie in der Gegend häufiger vorkommen. Damit liegt aber, was das Steigen angeht, bereits die größte Anstrengung des Tages hinter uns, denn von nun an haben wir eine Höhenwanderung mit abwechslungsreichem Verlauf vor uns, die recht lang ist, bei der wir aber eher nebenbei gut 900 Höhenmeter einsammeln.

Am Ostabhang des Schafgafalls spazieren wir durch einen auffallend artenreichen Alpengarten, der selbst im August noch in voller Blüte steht. Am Sattel der Lünerkrinne öffnet sich der Blick zum Lünersee und zur Schesaplana, der Königin des Rätikons (2.965 m). Der eigentlich natürliche Lünersee ist als Speichersee technisch um- und aufgerüstet, so ist das Wasser im Sommer schon einmal abgelassen und die Gegend zeigt sich mit tristem Antlitz, - was dem Besucheraufkommen aber keinen Abbruch tut, schließlich gibt es eine Bergbahn.

Unser Kontakt zum Seebetrieb bleibt kurz, bei der Lünerseealpe nehmen wir den Bergweg hinauf zum Verajoch, nun ganz nah bei der Rätikonwand, im Rücken der Kirchlispitzen (2.551 m). Mit mäßiger Steigung geht es hinauf und dann wieder hinunter zum Schweizer Tor mit der wilden Drusenfluh (2.827 m) im Hintergrund.

Der Abstieg in die Schweiz geschieht auf einer kurzen Steiganlage mit Drahtseilen, Stufen und einer Eisenleiter, nicht sehr schwierig. Wir schwenken ein auf den Prättigauer Höhenweg, eine beliebte Mehrtageswanderung im Rätikon. Weiter in mäßigem Auf und Ab geht es nun am Westabhang des Gebirgskamms entlang, durch weite grüne Matten unter senkrechten Kalksteinwänden. Schon früh sieht man die Carschinahütte im Sattel unter der Sulzfluh (2.817 m) liegen, doch der Weg geht jede Geländemulde aus und so zieht es sich am Ende etwas.

Ohne frühzeitige Reservierung geht auf der Carschinahütte wohl gar nichts, sie ist die angeblich meistbesuchte Hütte der Schweiz, jedenfalls belegt sie einen Spitzenplatz. Wer unterkommt wird gut versorgt, Schlaf ist so eine Sache. Dafür ist die Aussicht toll. Im Süden zeigt sich die Bergwelt um die Madrisa (2826 m) mit dem Gafia-Tal, durch das uns der weitere Weg führen wird. Und ganz hinten, weit im Süden, entdecken wir den Piz Kesch (3418 m), unsere Zielmarke für die nächsten Tage.

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