Ein gemütlicher Wandertag mit nur wenigen Höhenmetern liegt vor uns. Das ist gut so, denn so können wir eine Weile die einsamen Pfade verlassen und uns einreihen in das touristische Treiben um König Ludwig. Sein “Märchenschloss” Linderhof, ein wahrhaftes Kleinod, liegt direkt am Weg und lohnt in jedem Fall einen Besuch, und sei es nur der Spaziergang durch den reizenden Park. Dann entschwinden wir schon wieder hinaus in die Weiten des königlichen Ammergauer Jagdreviers und wechseln am Bäckenalmsattel hinüber ins Allgäu.

Auf dem Fahrweg von Graswang nach Linderhof am Kohlbach entlang geht es nahezu eben dahin, bis wir durch einen entlegenen Zugang den Schlosspark betreten. Kaum merklich wandelt sich die Umgebung zum gestalteten Landschaftspark. Wiesen weiten sich und wunderbare Solitärbäume stehen malerisch vor der Gebirgskulisse.

Nicht weniger als den Park von Schloss Versailles wollte König Ludwig in den 1870er Jahren im engen Bergtal der Linder rund um ein altes Forsthaus nachempfinden. Dies ließ sich nicht ganz realisieren, aber letztlich ist um das Schlösschen inmitten der Bergwelt ein reizvolles Ensemble aus Terrassengärten, Wasserspielen und exotischen Kleinarchitekturen entstanden.

Bis zum Maurischen Kiosk begegnen uns kaum andere Parkbesucher. Ganz zu Fuß hier anzukommen und langsam auf die Palmen zuzuwandern, ist eine feine Sache. Für einen Moment, einen Blick, den orientalisierenden Bau betrachtend und die Berge im Hintergrund, die wir gestern überquert haben, stellt sich die Frage, ob wir uns jetzt womöglich in ein Tal des Atlasgebirges transferiert haben – ganz im Sinne von Ludwigs Phantasiewelten. Und trügen wir Berbergewänder, würden wir kaum mehr auffallen als mit unseren Rucksäcken, die so gar nicht zum Tagesgepäck der Bustouristen aus aller Herren Länder passen, die uns, je näher wir dem Schloss kommen, immer dichter umringen.

Doch nur ein paar Schritte weiter, gleich jenseits des großen Parkplatzes, sind wir wieder ganz unter uns, ganz still wird es. Weiter hinten im Sägertal geht es dann allmählich steiler hinauf zum Bäckenalmsattel (1.538 m), erst weiter durch Wald, dann durch ausgeprägte Hochstaudenfluren mit Eisenhut, Wasserdost, Greiskraut, Milchlattich. Nach dem Sattel ist es kein weiter Abstieg mehr zur Kenzenhütte (1.300 m), wo wieder gastliches Quartier und Verpflegung warten.

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