Fünfter Tag auf der TMB und vielleicht die schönste Route auf der Ostseite des Mont Blanc, sofern man sich für diese „High Route“ entscheidet, das Wetter passt und man sich von den Installationen des Skitourismus nicht zu sehr stören lässt: Landschaft ohne Ende. Und zum Schluss der unmittelbare Kontakt zum gewaltigen Miage-Gletscher en detail, die rohe Gewalt der Naturkräfte wird spürbar.

In der Nacht hatte es ab ca. 2200 m Höhe ein wenig geschneit und am Morgen scheint die Sonne vom strahlendblauen Himmel: was für ein Tag! Wir bummeln durch das Panorama und können unser Wanderglück kaum fassen. Die Etappe ist wieder nicht allzu lang und wir haben jede Menge Zeit zum Schauen und Erkunden. So auch das wilde Gelände an der Randmoräne des Glacier de Miage: im Sekundentakt rieseln, kullern, donnern die Steine in einen dolinenartigen Abgrund aus Eis und Schutt am Rand des Gletschers. Im Rifugio Elisabetta holt uns die volle Wucht des TMB-Trekking-Alltags wieder ein, doch auch hier herrscht perfekte Logistik, egal wie voll die Hütte ist. Chapeau!

Vom Rifugio Maison Vieille zieht der Pfad in meist mäßiger Steigung in südwestlicher Richtung den Hang hinauf, erst noch etwas im Wald, bald über die offenen Matten, die im Winter Skipisten sind. Zur Rechten der Mont Blanc mit seinen Gletschern in voller Größe, rechts über die Schulter stehen die Grandes Jorasses ihm an Pracht keinesfalls nach. An einer Hangschulter auf knapp 2.400 m Höhe ist der höchste Punkt erreicht. Das gegenüber auf einem Felsrücken zwischen den Gletscherzungen liegende Rifugio Monzino rückt ganz nah und unten im Tal ergießt sich der Glacier de Miage mit seinem eingeschlossenen "Garten" (Jardin de Miage) ins Val Veny.

Im Gelände der Alpe Arp Vieille steigen wir ab ins Tal und erreichen den Talboden in der Nähe des Rifugio Combal, einer Hütte, die vor allem Tagesausflügler im Val Veny gerne ansteuern. Hier empfiehlt sich unbedingt der Abstecher zum Lago del Miage, dem kleinen Gletschersee, und ins wild aufgeworfene Gelände der Randmoräne des Miage-Gletschers, das mit Pfaden erschlossen ist. Steigspuren führen weit den Moränenrand hinauf, aber es ist keineswegs ungefährlich, die markierten Pfade zu verlassen.

Schließlich geht es nahezu eben das Tal aufwärts vorbei am Lago Combal, dem von der Moräne aufgestauten sumpfigen Gelände, und noch in ein paar Schwüngen hinauf zum Rifugio Elisabetta, das etwas abseits des Hauptwegs auf einem kleinen Geländesporn vor den Gletschern lagert.

TC2 | T2, unschwierige Bergpfade, teils Fahrwege | Tourdetails + Fotos

Übernachtung: Rifugio Elisabetta Soldini