Der Herzogstand (1.731 m) ist ein bekannter und schnell erreichbarer Ausflugsberg, mit Seilbahn und entsprechendem Rummel, damit muss man rechnen. Es kann aber auch ganz anders sein. Erwischt man einen trüben Tag und steigt zu Fuß hinauf, ist es bald ganz ruhig. Und richtig schön ist der Aufstieg von der Talstation der Seilbahn aus über die Südflanke. Man gewinnt zügig an Höhe und genießt die Ausblicke über den Walchensee, sobald der dichte Wald sich lichtet. Als wir hier unterwegs waren, sind dichte Wolken um die am oberen Hang locker verteilten Fichten und Kiefern herumgezogen und erweckten malerische Bilder, die an japanische Szenerien oder chinesische Tuschemalereien denken ließen. Ganz still war es und weit weg.

Der Herzogstand ist auch der erste von mehreren Orten auf unserer Tour, den die bayerischen Könige im 19. Jh. für sich reklamierten und ausbauen ließen. Sie kamen auf dem gut ausgebauten "Reitweg" herauf zu den Herzogstandhäusern. Heute fahren viele mit der Bergbahn, tummeln sich zwischen Gastwirtschaft und den Aussichtspunkten um den Gipfel herum.

Der Weitwanderer schaut, dass er weiterkommt - über den berühmten Grat zum Heimgarten hinüber. Dort sollte man schon ein wenig schwindelfrei sein, es gibt ein paar eindrucksvolle Tiefblicke, doch der Weg ist stets gut zu gehen und an heikleren Stellen mit Drahtseilen gesichert (T2-3). Bei Schönwetter ist es eine aussichtsreiche Paradestrecke, bei unserer Begehung aber geprägt vom Wechselspiel der tiefhängenden Wolken. Die schroffen Kalkwände, die sich bereits nach wenigen Metern im grauen Schleier verlieren, der Pfad, der sich dort hineinwindet, die Latschenbüsche und -wülste, die ihn säumen: das Gebirge wirkt wilder als an sonnigen Tagen und die Überquerung entwickelt einen Reiz aus dem Begehen selbst, der sonst durch den Blick in die Ferne in den Hintergrund rückt.

Am Grat geht es mit wenig Höhenunterschieden abwechslungsreich dahin, erst am Heimgarten (1.790 m) zieht der Weg nochmals deutlich an. Am Gipfel gibt es reichlich Aussicht - und falls wetterbedingt nicht, dann lohnt sich erst recht ein Besuch der Hütte gleich unterm Gipfel, besonders empfehlenswert der Kaiserschmarrn mit Preiselbeeren. Stärkung ist gut, denn es geht noch sehr lange und weit bergab, durch teils düstere weite Wälder voller Raben, bis wir im Tal Eschenlohe (639 m) an der Loisach erreichen.

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