An Tag drei geht es hinein und hinauf in die Berge. Der schmale Wiesenpfad geleitet uns zunächst sanft abfallend und von einem Bauernhof zum nächsten bis ans Längental, dann ändert sich mit einem Schlag die Topographie und es geht in einigen steilen Kehren bergauf zur Kirchsteinhütte, wo man sich zu Mittag den Kaiserschmarrn schmecken lassen kann. Anschließend schlendern wir gemütlich taleinwärts, über die Längentalalm zur Probstalmhütte, bevor es dann steil hinaufgeht zum Rotöhrsattel (1.615 m) am Einstieg zur Benediktenwand (1.800 m).

Als schroffe, ca. 500 m hohe Kalksteinwand zeigt sie sich nach Norden und ist von Süden her ein latschenbestandener weiter Abhang, bis zum Gipfel hinauf, wo die vielen Wanderer reichlich Platz finden. Das Panorama kann sich sehen lassen: es reicht von den Tannheimer Bergen, die im Westen im Dunst verblassen, über die Ammergauer Alpen, Estergebirge, den gesamten Wetterstein und das Karwendel, über das Rofan- bis zum Mangfallgebirge mit dem Wendelstein. Dahinter türmen sich noch schneebedeckte Berge von östlich des Inns (Berchtesgaden, Kaisergebirge usw.) und es gibt Durchblicke zu den Hohen Tauern mit Großglockner und Großvenediger, den Zillertaler und Stubaier Alpen. Der Blick ins Alpenvorland schweift bis München und lässt große Teile der bereits im Isartal zurückgelegten Strecke überschauen. Großes Kino.

Bei unserer ersten Begehung dieser Etappe im Mai 2010 war Dauerregen, schließlich hat es geschneit. Der Wirt der Kirchsteinhütte hatte wegen Altschnee und Vereisung vom Aufstieg in den Probstalmsattel abgeraten, so sind wir über den Längenberg und die abgelegene, ganz in den Regenwolken versunkene Tiefentalalm direkt zur Tutzinger Hütte (1.327 m) gewandert. Drei Wochen später haben wir bei strahlendem Wetter die Überschreitung der Benediktenwand vom Brauneck aus mitsamt den Achselköpfen nachgeholt. Es ist eine wunderbare Panoramatour und, nach den zwei Wandertagen im Flachland, ein großartiger Kontrast. Mit einem Schlag steht man oben und bekommt die Bayerischen Alpen auf einen Blick geboten:

"Da stakelt man gemütlich über Oberbayern dahin, und wer Augen hat, sieht allerhand."

Walter Pause hat vor über 40 Jahren in "Münchner Hausberge" zu dieser Tour schon alles gesagt und die noch immer beste Beschreibung abgeliefert.

TC2 | T2  (-3 mit Überschreitung der Achselköpfe) | Tourdetails + Fotos