Olmsted 200th Anniversary Walk, New York City

Central Park Manhattan, NYC © MonacoTrail | Christoph Bücheler (alle Bilder)

Manhattan in Grün erkundet dieser kleine Stadtspaziergang, den wir vor 15 Jahren gemacht haben. Er zeigt nur wenige bemerkenswerte Orte in Midtown, inzwischen sind bedeutende dazugekommen, die „Highline“ vor allem, und der Times Square, wo die Runde startet, ist jetzt eine Fußgängerzone - damals unvorstellbar.

Unvorstellbares hat auch der Mann geleistet, dessen 200. Geburtstag sich heute jährt: Frederick Law Olmsted, der bedeutendste Landschaftsarchitekt der USA, ihm ist diese Tour gewidmet. Heute ist er vor allem in Erinnerung als Erfinder des Central Parks in New York (ab 1859, zusammen mit Calvert Vaux), dabei hat er in den ganzen USA gearbeitet und bis heute wirksame Spuren hinterlassen. Parks, Grünanlagen, ganze Grünsysteme für die neu entstandenen Städte, wirkliche Lungen und Lebensadern, von denen wir heute vermutlich mehr profitieren als jede vorherige Generation. Grün in der Stadt wirkt, je wohnungsnäher, desto besser - in der Pandemie haben wir das erfahren. Darum sind visionäre, weit in die Zukunft gedachte Grünplanungen so wichtig. Olmsted war einer der ersten, der Grünstrukturen systematisch in die neuere Stadtplanung eingebracht und dabei konsequent mit dem Potential der vorgefundenen Landschaft gearbeitet hat.

Der Central Park ist knapp 350 ha groß, damit sogar etwas kleiner als der Münchner Englische Garten. Von der Spitze des Empire State Building sieht man ihn nur als bewaldetes Handtuch im Häusermeer, dabei ist er eine eigene vielgestaltige Welt - jeden Tag könnte man dort auf Streifzug gehen.

Größenmäßig das krasse Gegenteil ist der winzige Paley Park, einer der ältesten sog. Pocket-Parks, in eine winzige Parzelle zwischen die Gebäudetürme hineingeschoben. Mit seinem Wasserfall als Rückwand entsteht auf kleinem Raum eine eigene Welt, eine Oase für einen kurzen Verweilmoment. (Zion and Breen Landscape Architects, 1967)

Der Bryant Park bei der Public Library galt in den düsteren 1970er Jahren als Zentrum der Drogenkriminalität. Dann wurde er zeitlos elegant saniert, mutet nun etwas pariserisch an mit den Platanen und Möbeln. Heute ist er eher davon bedroht, von teuren Events mit Zugangsbeschränkungen belegt zu werden - so ähnlich wie es im letzten Jahr mit der IAA in München war.

Der Gartenhof des MoMA ist auch eine eigene Welt: der „Abby Aldrich Rockefeller Sculpture Garden“ ist klassisch modern gestaltet und wird zeitweilig auch für Wechselausstellungen im Freien genutzt. Als wird dort waren, gab es eine eindrucksvolle Schau riesiger Stahlobjekte von Richard Serra.

An der Luxusmeile 5th Avenue fällt mir nur eine Stelle auf und bleibt in Erinnerung: der Vorhof von St. Patrick’s Cathedral. Ein schmaler Rücksprung nur in der Gebäudeflucht, ein paar Treppenstufen ermöglichen eine kurze Rast, lassen Abstand gewinnen. Der Soziologe Richard Sennett rechnet in seiner Studie “Civitas” den Vorhof der Freistatt zu, jener Zäsur zwischen der säkularen und der sakralen mittelalterlichen Stadt, die Distanz herstellte, “eine Leerzone” die sinnfällig machte, “dass sich die Maßstäbe und Formen des Lebens veränderten, sobald man in die andere Sphäre überwechselte”.  Die aber zugleich als Zufluchtsort diente, Schutzzone war. Der Ort, den die Kinder beim Fangen spielen “Ausrast” nennen.

Die New York Times erinnert an Olmsted und sein „bleibendes Geschenk“  mit einer schön gemachten Fotostory.