Göttingen: Stadt, Wald, Gärten

Im Göttinger Stadtwald - © Christoph Bücheler | MonacoTrail (alle Fotos)

Geographisches und thematisches Dreieck für eine erfüllende Stadtwanderung, gerade im Herbst in all den Farben! Die Route ermöglicht eine Kombination aus Altstadtrundgang, Ausflug in den Stadtwald und kleinem Streifzug durch den Nordcampus mit seinen speziellen Botanischen Gärten. Im Bereich der Altstadt und bis zum Bismarckturm frei variierbar, für die Strecken zum Nordcampus und zurück in die Stadt wird sich kaum Besseres finden.

Das Kunstmuseum in der Düsteren Straße öffnete dieses Jahr, ein Neubau, der auf die Initiative des Verlegers Gerhard Steidl zurückgeht. Er fügt sich auffällig unauffällig in das Raumgefüge der Altstadtstraße ein, straßenseitig ein fensterloser „Speicher“, rückwärtig mit einem schönen Gartenhof. Kleinere Ausstellungen aktueller Fotografie-, Papier- und Medienkunst wechseln sich ab. Gleich ums Eck liegt der wunderbare Nikolaikirchhof mit der Universitätskirche, ein ruhiger, stimmiger Ort leicht abseits.

Zum Bismarckturm hinauf führen viele Pfade und Wege, ein beliebter Spazierweg offenbar. Über die Wallanlagen und die Schillerwiese ergibt sich eine fast durchgängige Grünverbindung hinaus in die Landschaft. Als Heinrich Heine 1824 hier zu seiner Fußreise durch den Harz aufgebrochen ist, schrieb er: „Die Stadt selbst ist schön, und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.“ - er war mitunter nicht so gut auf seinen Studienort Göttingen zu sprechen. Allerdings, wenn man so ins Herbstlaub hinausstromert, schaut man tatsächlich lieber nach vorne als zurück. Der Stadtwald ist ein artenreicher Mischwald, der sich in immer neuen Facetten und Farbnuancen zeigt.

Die Route zum Nordcampus, über Wartberg und Bismarckstein, ist eine astreine Komootroute, gut ausgetretene Trampelpfade, keine markierten Wege, wunderschön, nur ein kurzer Straßenabschnitt beim Übergang zum Forstbotanischen Garten. Der ist ein weitläufiges Gelände mit unzähligen Baumarten von allen Kontinenten, wo seit Jahrzehnten dendrologische Studien betrieben werden. Gleich unterhalb liegt der Neue oder Experimentelle Botanische Garten, wo ebenfalls allerlei vegetationstechnische Versuche laufen. Besonders interessant auch für Laien sind die Sukzessionsversuche: schmale Geländestreifen werden seit 1968 unterschiedlich intensiv gepflegt bzw. teilweise sich selbst überlassen. So findet man die Stadien der Wald- und Wildniswerdung übersichtlich nebeneinander aufgereiht.

Der Weg zurück in die Stadt führt auf schönen Waldpfaden durch das schmale Waldstück am Klausberg. Ganz zum Schluss machen wir noch einen Schlenker zum Unicampus mit dem Platz der Göttinger Sieben und kehren dann in die Innenstadt zurück.