Calden, Schlosspark Wilhelmsthal

Schlosspark Wilhelmsthal, Calden - © Christoph Bücheler | MonacoTrail (alle Fotos)

Interessante historische Parkanlage zwischen Kassel und dem Weserbergland. Nicht zu groß und komplex, so dass eine gute Stunde reicht für einen Rundgang.

Wilhelmsthal liegt in einer Senke und bildet das Gegenstück zum Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel, ist aber weniger bekannt. Schloss und Park gehen zurück auf eine Gestaltung von François de Cuvilliés in der Mitte des 18. Jh., er ist in München v.a. bekannt für den Bau der Amalienburg im Nymphenburger Park, die Fassade der Theatinerkirche und das sog. „Cuvilliés-Theater“. Die spätbarocke (Rokoko) Park-Planung wurde nie komplett realisiert und schon nach wenigen Jahren erfuhr der Park, ähnlich dem Nymphenburger Park, eine Umgestaltung im Stil des Englischen Landschaftsgartens.

Das dreistrahlige Konzept ist interessant und trotz der Umgestaltung erhalten: eine mittlere Hauptachse mit Schloss, Teich, 4-reihiger Lindenallee usw., eine südliche Achse mit aufwändigen formalen Garten- und Wasseranlagen und eine nördliche Achse, die nie groß gestaltet wurde und einen weichen Saum zur angrenzenden Ackerlandschaft bildet. Das Gelände steigt vom Schloss nach Osten deutlich an und ist bewegt gestaltet, ursprünglich für großangelegte Wasserspiele.

Rokoko-Schloss Wilhelmsthal mit Schlossteich

Die Gartenanlagen der Südachse mit Grotte, Wasserbecken und Figurenschmuck wurden in den 1960er Jahren wieder im barocken Sinne rekonstruiert, um die ursprüngliche Gartenanmutung dort wieder spürbar zu machen. Nun scheinen die Wasserbecken aber wieder baufällig zu sein und werden derzeit komplett abgebrochen, die Grottenanlage ist also bis auf weiteres Baustelle. Der Rundgang durch das abwechslungsreiche Gelände entschädigt aber dafür. Nach Osten hin, mit zunehmender Entfernung vom Schloss, nimmt der Anteil an „wildem“ Wald zu, der Wartturm, eine Ruinenarchitektur um 1800, ragt aus dem Wald heraus und ermöglicht, falls geöffnet, Überblick über diesen schönen Park.

Die Verbindung zwischen Wilhelmsthal und der Wilhelmshöhe ist die sog. „Rasenallee“, ursprünglich ein von Pappeln gesäumter Rasenweg für die adeligen Nutzer, heute eine Landstraße am Stadtrand, zum Erwandern vermutlich nicht erfreulich. Ich habe mir dennoch den Spaß gemacht, eine Verbindungswanderung zu skizzieren, die die beiden Orte auf einer vermutlich recht reizvollen Route verbindet - so erlaufen erschließt sich der landschaftliche Zusammenhang der beiden Anlagen noch einmal ganz anders. (Ob der Startpunkt in Wilhelmsthal allerdings öffentlich erreichbar ist, habe ich nicht nachgeschaut.)