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Tiefgreifende Umgestaltung und Aufwertung von zwei Grünplätzen der Nachkriegszeit in München-Giesing. Unter weitgehender Schonung des wertvollen Gehölzbestands werden verbindende und kommunikative Qualitäten innerhalb der Platzflächen gestärkt und die Bedingungen für die Nutzung und Teilhabe für alle Generationen und unterschiedliche soziale Gruppen verbessert. Eine bestehende Fußgängerunterführung unter dem Mittleren Ring wird barrierefrei angebunden und ein vorhandener Spielplatz komplett erneuert und vergrößert. Die Zugänglichkeit der Platzflächen wird insgesamt verbessert, ergänzt um wegebegleitende Sitzmöglichkeiten und platzartige Verdichtungen an wichtigen Knotenpunkten. All dies eingeschrieben in die prägende und raumbildende Gehölzkulisse und verbunden mit einer Aufwertung und Differenzierung der Vegetationsflächen.

Bestandssituation

Die beiden langgezogenen Grünplätze in Obergiesing sind überwiegend flankiert von einfachem Geschoßwohnungsbau aus den 1950er Jahren. Die bisherige Gestaltung beschränkt sich auf Rasenflächen, die mit Baumgruppen und Einzelbäumen überstellt sind, es gibt kaum Wege, wenige Bänke. Am Scharfreiterplatz ist der Gehölzbestand teilweise verwildert, der Unterwuchs ist von dichten, intransparenten Gebüschen geprägt, die sich mehr und mehr ausbreiten. Darunter leidet die soziale Kontrolle, verdrängende Akteure besetzen die Flächen. So wirkt der Platz mehr als trennende Barriere zwischen den Häusen, denn als verbindende Grünanlage. Der Hohenschwangauplatz ist insgesamt offener, besitzt mehr den Charakter eines Angers mit fast parkartigem Baumbestand. Der Kinderspielplatz ist kaum noch funktionsfähig und nicht mehr zeitgemäß.

Planungskonzept

Rückgrat der Umgestaltung am Scharfreiterplatz ist die planmäßige Durchwegung der Fläche, wobei vorhandene Trampelpfade bewusst eingebunden, teils auch als solche erhalten werden. Gebüsche werden zurückgedrängt und ausgelichtet, es entstehen offene Räume, die über längere Distanzen einsehbar sind, um die soziale Kontrolle zu verbessern.

Unterschiedliche formelle und informelle Angebote für den Aufenthalt in der Grünanlage sind nun leichter erreichbar, insbesondere auch unter Aspekten der Barrierefreiheit. Kleine Plätze mit Sitzmöglichkeiten sind innerhalb der Grünanlage oder an Schnittstellen zu Einrichtungen des täglichen Bedarfs in der Umgebung angeordnet, so dass die Anwohner einen Gang durch die Grünanlage sinnvoll in Alltagswege einbinden können.

Sichere Spiel- und Streifräume für Kinder werden ermöglicht, auch außerhalb des Spielplatzes am Hohenschwangauplatz. Dieser bietet künftig Spielangebote für verschiedene Altersstufen, einschließlich einer kleinen Wasserpielanlage und einer großen Kletteranlage mit Turm. Farbige Klinkermauern definieren die Kanten zum Straßenraum und binden die neue Gestaltung visuell in die bauliche Umgebung ein.

Vorhandene Qualitäten und Potentiale im Vegetationsbestand werden erhalten und gefördert, sowohl zur Unterstützung von Aufenthaltsfunktionen wie auch im Sinne einer stadtökologischen Dynamik. So entsteht am südlichen des Scharfreiterplatzes ein in die Baumkulisse eingeschriebener Platz, ebenfalls von Klinkermauern zum Straßenraum hin geschützt und mit einer Pergola überstellt. Einzelne Langgraswiesen differenzieren die bisherigen einheitlichen Rasenflächen, vereinzelt eingebrachtes Wildobst steht exemplarisch dafür, dass naturnahe Vegetation erlebbar wird, dass sich Nutzbarkeit und Naturerfahrung ergänzen können.

Standort: Scharfreiterplatz, München-Giesing
Auftraggeber: Landeshauptstadt München, Baureferat Gartenbau
Planung Freianlagen (Leistungsphasen 1-3 HOAI), 19.000 m²
Realisierung 2020 - 2021 durch MNE Landschaftsarchitekten, Augsburg